Von Nils Karsten
Einmal im Jahr plant die Crew des Feuerschiff ELBE 1 eine längere Reise. Diese führt traditionell in die Ostsee und dieses Jahr sollte es auch wieder ins Ausland gehen.
Aber eines nach dem anderen.
Bereits am Abend des 23. Juli finden sich zahlreiche Gäste und Besatzungsmitglieder an Bord ein, um ihre Kammern zu beziehen und einen entspannten Abend zusammen zu verbringen. Bei einem kalten Getränk und frisch gegrilltem Essen kann man sich bereits gut auf die bevorstehende Reise einstimmen.Am Sonntag, 24. Juli, geht es dann los. Die letzten Besatzungsmitglieder kommen an Bord und auch die verbleibenden Gäste, die die nächsten 10 Tage mit uns verbringen wollen, checken ein. Die Abfahrt ist für 8 Uhr geplant.
Kurz vor 8 fahren dann noch 2 Reisebusse der Firma Cuxliner vor und bringen noch zahlreiche Tagesgäste für die Fahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal an Bord. Diese äußerst beliebte erste Etappe führt bis nach Kiel-Holtenau und ist komplett ausgebucht.
Pünktlich um 8 Uhr legt die rote Lady unter dem Kommando von Kapitän Bernd Petersen ab. Die Tide ist günstig, und so geht es zügig in Richtung Brunsbüttel. In knapp 2 Stunden legen wir die 16 Seemeilen von Cuxhaven nach Brunsbüttel zurück. Beinahe ohne Wartezeit vor der Schleusenanlage des Kanals kommt der Lotse an Bord und wir dürfen in die Schleuse einfahren. Uns wird eine alte Schleusenkammer zugewiesen, die hauptsächlich für kleinere Schiffe und Sportboote genutzt wird. Nach ca. 1 Stunde in der Schleuse geht es weiter in den Kanal.
Der Kanal ist unberechenbar, sodass wir nie genau wissen, wie lange wir brauchen. Das Feuer-schiff fällt im Kanal unter die Verkehrsgruppe 3, sodass wir auch mal warten müssen. An diesem Sonntag soll das auch ein paar Mal der Fall sein, aber der vorbeiziehende Schiffsverkehr ent-schädigt dafür. Und auch an der Verpflegung scheitert es nicht: Es gibt Eintopf, Kaffee und Kuchen sowie ein leckeres Abendessen.
Gegen 18:30 Uhr erreichen wir den Anleger der Firma Voith in Kiel, dort warten bereits die Busse auf unsere Tagesgäste für die Rückkehr. Nachdem die Gangway ausgebracht ist, verlassen sie uns und werden zurück in die Heimatorte gefahren. Für alle ist der Tag lang, aber am Ende sind alle glücklich und zufrieden. Nach nur wenigen Minuten sind alle Tagesgäste von Bord, und wir setzen mit insgesamt 31 Personen an Bord unsere Reise fort. Zunächst geht es in die Schleuse von Kiel- Holtenau. Nach einer kurzen Schleusung geht es weiter auf die Förde und in Richtung See.
Auch für die Besatzung war es ein langer Tag, sodass wir gegen 21:30 Uhr nördlich vom Kieler Leuchtturm den Anker fallen lassen. Es kehrt Ruhe ein an Bord, nur der wachhabende Maschinist und die Brücke ist noch auf den Beinen.
Am nächsten Morgen um 6 Uhr erklingt wieder die Maschine und wir hieven den Anker. Es geht weiter in Richtung Norden. Unsere Reiseroute führt durch den Großen Belt und unter der berühmten „Storebelt- Bridge“ durch. Bei bestem Sonnen-schein passieren wir gegen 14 Uhr die Brücke.
Doch auch auf See kann immer etwas passieren, also nutzen wir den Nachmittag noch für eine aus- giebige Notfallübung. Leider schwächelt das Wetter nun etwas und es kommt ein ordentlicher Regenschauer runter. Doch auch das kann die Stimmung an Bord nicht trüben.
Die kommende Nacht wird auf See verbracht, denn wir haben noch ein paar Seemeilen bis Göteborg vor uns. Während die Maschinisten im klassischen 3-Wachen-System arbeiten, teilt sich die Brücke lediglich in 2 Wachen auf. Dabei ist die Brücke immer mit erfahrenen aktiven und ehemaligen Berufsseeleuten bemannt. Da können alle an Bord in der Nacht beruhigt schlafen.
Wenn das Wetter da nicht andere Pläne hätte. Je nördlicher wir kommen, desto mehr frischt der Wind auf. Wir haben zwar die amtlichen Wetter- berichte studiert, aber soviel Wind war dann doch nicht angesagt. Aber wir waren bereits gut vorangekommen, und auch der Wind hat uns nicht ausgebremst.
Auch wenn etwas Bewegung im Schiff ist, so sind alle wohlauf und das Schiff zeigt uns für was es gebaut wurde: für das schlechte Wetter. Zügig erreichen wir dann auch die geschützten Gewässer vor Schweden und die See beruhigt sich merklich. Doch der Wind bleibt.
Durch die Schären von Göteborg geht es die letzten Meilen in Richtung Zielhafen. Wir wollen zum Kulturbatshamn in Eriksberg, ein Stadtteil von Göteborg auf der nördlichen Seite der Stadt.
Der Anleger ist nicht direkt in der Stadt, sondern in einem modernen Stadtteil eines ehemaligen Werftbetriebes. Doch von hieraus fährt alle halbe Stunde eine Fähre direkt in die Stadt.
Trotz des Windes klappt das Anlegemanöver gut und wir errei-chen den Hafen ohne Schäden. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Hafenmeister war dann auch die Presse da.
Ein lokaler Fernsehsender möchte am Abend einen Beitrag über das Schiff senden und besucht uns dafür an Bord.
Der Beitrag ist hier zu finden: https://www.svt.se/nyheter/lokalt/vast/ovantat-besok-i-goteborg-av-ett-drygt-70-ar-gammalt-fyrskepp
Im Laufe des Nachmittages merken wir jedoch schon, dass der Sender scheinbar gar nicht so lokal ist. Denn ehemalige Kollegen oder auch Bekannte aus anderen Ecken von Schweden kontaktieren
uns, weil Sie den Beitrag gesehen haben. Den restlichen Dienstag nutzen Besatzung und Gäste die Zeit dazu, die Gegend zu erkunden. Am Mittwoch ist dann Open Ship vorgesehen, denn das war Teil der Ab- machung für den Anlauf in Göteborg.
Auch aufgrund der Meldungen in der Presse über unser Schiff wurde das Open Ship gut besucht. Jedoch hat man in Schweden selten noch Bargeld dabei und mit Karte kann man bei uns an Bord leider nicht bezahlen. So blieben die Spenden für den Besuch übersichtlich, am Ende konnten wir dennoch zufrieden sein.
Ursprünglich wollten wir erst am Donnerstag in der Früh auslaufen, nach einem Blick auf das Wetter haben wir uns dann dafür entschieden bereits am Mittwoch Abend auszulaufen.
Bei bestem Wetter geht es dann durch die Schären wieder in Richtung See und eine ruhige Nacht auf See liegt vor uns.
Donnerstag früh nimmt der Verkehr dann langsam zu. Kein Wunder, denn wir nähern uns dem Öresund. Nach Anmeldung bei der Verkehrszentrale passieren wir Helsingborg und östlich die Insel Ven. Nach dem Mittagessen geht es dann an Kopenhagen vorbei. Es gibt viel zu gucken, besonders beeindruckend ist das Überfliegen der im Anflug befindlichen Flugzeuge nach Kopenhagen.
An den Kreidefelsen von Möns Klint verab- schiedet sich dieser sonnige Tag wieder in die Nacht.
Durch die Nacht passieren wir die Kadettrinne in Richtung Süden. Jedoch möchte unsere Dame laufen, sodass wir zu schnell sind. Denn wir wollen erst um 9 Uhr in Wismar sein und nicht schon um 5 Uhr. Also wird reduziert und mit langsamer Fahrt geht es weiter. Wie geplant erreichen wir dann um 9 Uhr Wismar.
Nachdem wir alles aufgeklart haben, machen wir dann von 13 bis 17 Uhr wieder Open Ship. Auch am Samstag soll es von 10 bis 17 Uhr ein Open Ship geben, dabei teilt sich die Besatzung auf, sodass jeder die Chance hat mal an Land zu gehen.
Nun steht wieder eine Nacht auf See bevor. Pünktlich um 18 Uhr legen wir ab und anschließend wird gegrillt. Ein reichhaltiges Buffet wartet auf Gäste und Crew. In der Nacht passieren wir dann den Fehmarnbelt mitsamt der Baustelle für den Tunnel. Während wir den Kiel – Ostsee – Weg in Richtung Eckernförde verlassen, kommt noch ein Kreuzfahrtschiff vorbei zum schauen. Denn es dämmert bereits und ein Feuerschiff auf See sieht man nicht allzu oft.
Eine Beobachtung, die wir auf dieser Reise bereits häufig machten, egal wo wir waren. Die Offiziere kamen aus ihren Brücken und machten Fotos von unserem schönen Schiff.
Unsere geplante Ankunftszeit in Eckernförde war wieder 9 Uhr, unser Schiff hatte es aber mal wieder eilig. Also fuhren wir die letzten Stunden wieder mit langsamer Fahrt weiter.
Nach einem tollen Abschlussfeuerwerk in Eckernförde neigt sich auch der Sonntag dem Ende. Kaum zu glauben, wir sind bereits eine Woche unterwegs. Die Zeit fliegt, doch auch das Abschlussfeuerwerk zeigt: es wird Zeit für die Heimreise.
In Eckernförde finden während unseres Aufenthaltes die Piratentage statt. Und so wurde auch unser Schiff beim Open Ship standesgemäß „geentert“: So viele Familien mit Kindern hatten wir selten an Bord. Auch der Spendentopf ist in den Tagen in Wismar und Eckernförde gut gefüllt.
Die Heimreise haben wir in 2 Etappen geplant. Die erste Etappe geht von Eckernförde bis Rendsburg. Auf dieser Etappe nutzen auch wieder einige Gäste die Chance als Tagesgäste
mitzufahren: Durch die Eckernförder Bucht bis zur Kieler Förde und durch die Schleuse in Kiel Holtenau geht es nach Rendsburg. Dort erreichen wir den Kreishafen, und der Bus bringt die Tagesgäste wieder nach Eckernförde.
Dann kommt es noch zu einem Treffen der anderen Art: direkt vor uns macht die Superyacht „Stardust“ fest. Die Yacht mit ihren 62 Metern Länge hat eine ähnliche Größe wie unser Feuerschiff.
Es zeigt sich dann am Abend ein spannendes Bild: Die Crew und Gäste des Feuerschiffes stehen staunend vor der Yacht. Die Crew der Yacht steht staunend vor dem Feuerschiff.
Doch an Bord unserer roten Lady soll es heute noch sentimental werden. Denn schon ist wieder ein Jahr rum und die nächsten FSJ‘ler stehen vor der Tür. Aber erstmal heißt es Abschied nehmen. Während Jacob noch ein paar Reisen bis Mitte August mitmacht, wird Justus heute Abend verabschiedet. Der Dienstag ist dann sein letzter Tag an Bord.
Mit ein paar schönen Worten und einem kleinen Andenken an die Zeit bei uns wünschen wir Justus alles Gute für seinen weiteren Lebensweg. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen. Nach einer Nacht in Rendsburg ist dann auch schon Dienstag und es geht nach Hause. Der Lotse ist früh an Bord und der Bus aus Cuxhaven ist auch pünktlich. Wir können ablegen und begegnen dem entgegenkommenden Schiffsverkehr in der Weiche, sodass wir keinen Stopp haben. Denn heute sind wir etwas in Zeitdruck.
Aber man muss auch mal Glück haben. Wir kommen gut durch den Kanal und mit noch minimal ablaufendem Wasser geht es aus der Schleuse.
Doch schnell haben wir den Tidestrom gegenan. Aber genau das ist geplant, denn nur mit auflaufendem Wasser kommen wir an unseren Liegeplatz. Pünktlich um 17 Uhr erreichen wir Cuxhaven. Genauso pünktlich war der Regen für den Anlegeschauer.
Aber: Wir hatten die ganze Reise viel Glück mit dem Wetter und eine tolle Reise. Nun heißt es, nach der Reise ist vor der Reise…