Ystad und Flensburg 2017

Uwe Wensauer, 10. August 2017
Wie in den vergangenen Jahren plante die Crew der Elbe 1 jährlich eine längere Reise. Im Sommer 2017 ging es erneut in die Ostsee. Unsere Reiseroute verlief von Cuxhaven – durch den NOK nach Kiel, von dort nach Flensburg zum „Dampf – Rundum“ und dann weiter nach Ystad in Schweden. Auf der Rückfahrt sollte ein Stopp in Wismar eingelegt werden, um dann weiter durch den NOK nach Cuxhaven zurückzufahren. Der folgende Reisebericht nimmt die einzelnen Events etwas mehr unter die Lupe.
Von Cuxhaven nach Kiel in 10 Stunden
Der NOK ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt mit einer Länge von fast 100 km und 90 Schiffspassagen pro Tag. Unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit boten wir über einen Cuxhavener Reiseanbieter eine Mitfahrt durch den Nordostsee-kanal (NOK, alte Bezeichnung Kaiser-Wilhelm-Kanal) entweder von Cuxhaven bis Kiel oder auf der Rückreise in entgegengesetzter Richtung von Kiel nach Cuxhaven an. Die Fahrt war sehr begehrt und war im Nu ausgebucht. Anzumerken ist, dass nur eine begrenze Anzahl von Plätzen an Bord vorhanden ist.
Eine Reise durch den NOK ist immer ein Erlebnis, besonders dann, wenn man an den Entgegenkommern hautnah vorbei fährt. Die Größe der Schiffe und deren Geräusch-kulisse ist schon beeindruckend. Fast lautlos sind dagegen die Begegnungen mit den vielen Schwan- und Entenfamilien und mit den Fähren.
Bei der Unterquerung unter den zahlreichen Brücken schauen Alle zu den Masten hinauf und atmen tief durch, wenn man feststellt, dass die Antennen und der Feuerturm nicht an der Brücken-Unterseite gekratzt haben.
Je nach Verkehrslage ist ein Stopp in einer Haltebucht (Weiche) erforderlich, wenn ein entgegen-kommendes Schiff Vorfahrt hat. (z.B. wegen Gefahrgut).
Vor der Schleuse in Holtenau legten wir kurz an, um unsere Mitfahrer durch den NOK auszusteigen zu lassen, die dann mit dem bereitstehenden Bus zurück nach Cuxhaven gebracht wurden.
Von Kiel nach Flensburg
In der Schleuse von Holtenau war es recht eng. Haushoch und mit einem gewaltigen Geräuschpegel lagen wir fast auf Armlänge mit anderen Schiffen unterschiedlicher Größe eingekeilt, bis der Wasser¬spiegel zwischen Ostsee und Kanal ausgeglichen war. Weiter ging es Richtung Leuchtturm Kiel In der Ferne sieht man das Marine Ehrenmal von Laboe. Wenn man genau hinsieht, kann man U 995 – ein altes U-Boot der Kriegsmarine - sehen.
Am Leuchtturn vorbei ging es dann mit nördlichen Kursen, vorbei am Seebad Damp zur Geltinger Bucht, wo wir ankerten, um uns dann mit dem Dampfeisbrecher Wal, dem Tonnenleger Bussard, der Elbe 3 und Feuerschiff Fehmarnbelt zu einer gemeinsamen Gedenkfahrt Richtung Flensburg zu treffen. Die Gedenkfahrt galt dem Mitbegründer der alle 2 Jahre stattfindenden „Dampf-Rundum“ Tage.
Die beliebte Großveranstaltung "Flensburger DAMPF RUNDUM" gibt es seit 1993. Sie wird alle zwei Jahre am zweiten Wochenende im August gefeiert. 2017 war es das 13. "Flensburger DAMPF RUNDUM". 
Kaum waren die Leinen an Land, wollten schon die ersten Besucher unser Schiff besichtigen. Wir mussten sie auf den kommenden Tag zum „Open Ship“ vertrösten, denn wir wollten auch einmal eine Pause habe. Man hört immer wieder von der Crew, daß man auf See müde wird. Vermutlich ist es die Seeluft. Hungrig macht sie allemal.
Als deutsche Museumsschiffe präsentieren sich unter vielen anderen auch der Tonnenleger „Bussard“ und der Bereisungsdampfer „Schaarhörn“. Flensburg´s maritimes Wahrzeichen, der Dampfer „Alexandra“, war übrigens die Gastgeberin. Obwohl die Elbe1 nicht dampfbetrieben ist, nahmen wir am Rennen Teil.
Es ist schon ein besonderes Schauspiel, wenn schwarze Rauchschwaden über der Förde liegen. Als Besonderer Gast war die MS „Sandnes“ aus Norwegen eingetroffen, auf der auch die Siegerehrung der Dampf-Regatta stattfand. Der Sieger erhielt ein 50 Ltr. Fass Bier von der dortigen Brauerei, die Anderen, wie auch wir, konnten einen Kasten Bier als Präsent mitnehmen.
Wie bereits 2015 berichtet, ist die Dampf Rundum auch ein Mekka für Alle, die sich für Dampfmaschinen im weitesten Sinne interessieren. Wegen des G20 Gipfels durfte der Dampflokomotive – Zug aus dem Jahr 1923, schlicht bezeichnet mit der Nummer „78 468“, (1000 PSi) nicht nach Flensburg kommen.
Eine komplette Brettersäge, logisch, mit Dampfmobil angetrieben konnte im Betrieb beobachtet werde, wie auch andere Maschinen mit Dampfantrieb; Dampfwalze, und Lokomobil. Die Dampflokomobile Hendrina und die Kemna Dampfzugmaschine waren echte Hingucker.
Die direkt an unserem Liegeplatz befindliche Musikbühne war eher ein lautes Ärgernis, zumal die Proben der einzelnen Musiker viel zu laut und nervtötend waren. Ich persönlich schützte mich mit Ohrenpfropfen, was von den Zuhörern belächelt aber innerlich bestätigt wurde.
Von Flensburg nach Ystad in Schweden (194 sm)
Ruhiger verlief die Fahrt über einen Tag und eine Nacht bis in das südschwedische Ystad. Dort wurden wir unweit der Fähre die nach Rönne Bornholm fährt von der „Knotengilde“ begrüßt. In Ystad gilt die Schwedische Krone (SEK) als offizielle Währung des Landes. Aktuell notiert sie bei rund 0,11 Euro, das heißt, man erhält für 1 Euro rund 9 Kronen. Es gibt kaum ein anderes Land in Europa, bei dem die EC- oder Kreditkarte derart verbreitetes Zahlungsmittel ist wie in Schweden. Selbst geringere Beträge (für einen Kaffee) kann man mit der Karte bezahlen, soweit sie eine Visa oder Master Card ist.
Eine Stadtbesichtigung von Ystad ist ein absolutes Muß, besonders dann, wenn man mit einem ausgedienten Feuerwehrauto kutschiert wird. Auf der Fahrt erfährt man Details der vielen „Wallander- Krimis“. Das 21. Jahrhundert prägte den Ort als Filmstadt. Seit 2004 wurden rund 75 Filme gedreht und die bekanntesten sind diejenigen über Kommissar Kurt Wallander, die beliebteste Romanfigur Henning Mankells.
Wer an der Geschichte des Ortes interessiert ist, sollte sich unbedingt den Rosengarten im Kloster ansehen. Napoleons Ostseeblockade zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachte durch den Schmuggel einen großen Aufschwung für den Handel in Ystad. Viele Kaufleute wurden reich und zeigten das, in dem sie große Privathäuser in der Stadt errichten ließen.
Abstecher nach Bornholm
Obwohl das Wetter nicht sommerlich war (Regenschauer), durfte ein Ausflug zur dänischen Insel Bornholm nicht fehlen. Die Fahrt mit dem Katamaran „Leonora Christina“ (Schriftstellerin), gebaut in Australien, erreicht mit 40 Kn (74 km/h) den Hafen von Rønne in 80 Minuten. Sie ist 126 m lang und kann 357 PKW und bis zu 1400 Passagiere mitnehmen.
Mit einem verbilligten Ticket (24.- Eur.) als Pensionär, reise ich zur Insel. Im Fahrpreis ist auch die kostenlose Benutzung der Busse enthalten. So nutzte ich diese Möglichkeit zu einer Rundfahrt aus. Rønne ist die größte Stadt der dänischen Insel Bornholm. Anzumerken wäre noch, dass Bornholm zu Dänemark gehört und die dortige Währung die dänische Krone ist (DDK). Kommt man mit der Fähre, wird man wie auch in Deutschland mit Werbung zu bestimmten Restaurants und Cafés gelotst: Heringsteller mit mariniertem Curry- und Hammershus-Kräuterhering; Normalpreis DDK 130.- Angebot DDK 117.-
Leider konnte das Pegelhuset nicht besichtigt werden, in dem Jahrhundertelang, von 1887 bis in die 1970-er Jahre der Pegelstand im Hafen gemessen wurde. Gleich daneben konnten wir den dortigen Leuchtturm erklimmen. Interessant ist dabei die Tatsache, dass er komplett vom vorherigen Standort verschoben wurde, weil in der Peilline ein Hafengebäude errichtet wurde. Ähnliches geschah übrigens in Cuxhaven, als die großen Hallen im Hafen gebaut wurden und ebenfalls eine Peillinie blockierten.
Von Ystadt nach Wismar
Für die 194sm lange Fahrt wurden 25 Stunden veranschlagt. Unser Liegeplatz lag  zwischen der Poeler Kogge „Wissemara“ und der Yacht „Atlantis“. Wie üblich waren gegenseitige Besuche bei einem Bier und Kurzem obligatorisch.
Wismar präsentiert sich heute noch typisch wie eine Hansestadt. Sechs monumentale Backstein-kirchen prägen das Stadtbild. Die hohen Kirchtürme bestimmen das wasserseitige Bild der alten Hansastadt. Auf den Dalben vor dem alten Hafen grüßen Schwedenköpfe und sollen an die Zeit erinnern, als die Hansestadt Wismar noch schwedisch war.
Beim „Open Ship“ besichtigten uns viele Neugierige, so daß unsere Crew reichlich zu tun hatte. So mußte sich die Crew den Landgang so einteilen, dass jeder die Stadt individuell zu Fuß besichtigen konnte. Mobiler waren unsere Gäste dank der mitge-brachten Klappräder. Recht holperig, denn in der Innenstadt sind immer noch die alten Kopfsteinpflaster weit verbreitet.
Von Wismar nach Kiel
Gegen 11:00 Uhr war „Leinen Los“ und es begann eine weitere Reise über fast 135 sm nach Kiel. Von der Kogge Wissemara wurden wir mit einem Schuss aus der Böllerkanone lautstark bei der Ausfahrt verabschiedet.
Die Fahrt ging zuerst zügig voran, bis die Nachricht eintraf, dass wir vor Kiel lange warten müssten bis die Schleuse freigegeben wird. Durch die andauernden Bauarbeiten hat sich dies als Nadelöhr entwickelt. Ankern oder ganz langsame Fahrt war abzuwägen. So dümpelten wir vor Holtenau bis endlich freie Fahrt möglich war.
Nach dem Schleusen ging es wie bei der Hinfahrt zuvor an den Anleger bei VOITH (Reparatur von Eisenbahnlokomotiven). Dort warteten bereits unsere Kanalmitfahrer, die mit dem Bus aus Cuxhaven angereist waren. Zügig gingen die Leute an Bord, sodass wir in Windeseile die Rückfahrt durch den Kanal antreten konnten.
Von Kiel via NOK nach Brunsbüttel und weiter nach Cuxhaven
Reisezeit unter optimalen Bedingungen für die 71 sm waren 10 Stunden geplant plus weitere 2 Stunden von Brunsbüttel nach Cuxhaven. Wie schon bei der Hinfahrt begeg-neten wir zahlreichen Schiffen und hatten das Glück ohne Verzögerung in einem Rutsch durchzufahren.
Glücklich und zufrieden erreichten wir unseren Heimathafen Cuxhaven. Nach solch einer langen Reise benötigte die gesamte Crew eine längere Erholungsphase.
NS. Wir nehmen gerne Fotos, passend zum Reisebericht an, soweit eine Zustimmung zur Veröffentlichung erteilt wird.